Mein letzter Aufenthalt in Tallinn war im Jahre 2020. Zeit für einen neuen Besuch und neue Eindrücke.

Update meiner digitalen ID

Der eigentliche Grund für die diesjährige Reise ist das Update meiner digitalen E-Residency, die nach 5 Jahren abgelaufen war. Um diese abzuholen, muss man natürlich nicht nach Estland, eine Abholung an einer estnischen Botschaft wäre die einfachere Alternative. Aber so kann man einen Besuch der schönen Hauptstadt Tallinn damit verbinden.
Der ganze Prozess ist ein Musterbeispiel für digitales E-Government, schnell, digital, unbürokratisch (siehe ausführlicheren Artikel auf meiner estnischen Webseite).

Roboter statt Lieferdienste

Überrascht haben uns kleine sympathische Roboter, die mittlerweile zum Stadtbild gehören und autonom kleinere Einkäufe oder Essensbestellungen transportieren. Wie es genau funktioniert, beschreibt Achim Hepp in seinem Blog.

10km

Zufällig fand während unseres Aufenthalts der Tallinn Marathon (42, 21, 10 und 5km) statt. Ich habe mich spontan für den 10km Lauf angemeldet und bin mit ca. 3000 weiteren Läufern durch für mich noch unbekannte Straßen Tallinns gelaufen, eine sportliche Erfahrung.

Öffentlicher Nahverkehr in Estland

Wir haben einen Tagesausflug nach Tartu geplant und dafür elektronisch Bahntickets gekauft, nicht ermässigte Tickets in der 1. Klasse inkl. Reservierung kosten 11,90 Euro für die Strecke von ca. 180km, also ca. 6,5 cent/km. Berücksichtigt man, dass das durchschnittliche Einkommen (Ländervergleich Estland – Deutschland) ungefähr halb so hoch wie in Deutschland ist, sind die Fahrtkosten relativ gering.

Dass das WiFi im Zug ohne Aussetzer flüssig funktionierte, versteht sich von selbst.

In der Hauptstadt Estlands, Tallinn, fahren die Bewohner umsonst, eine 5-Tages-Karte kostet 11 Euro (Stand 2023). Es genügt, diese Karte beim Einsteigen an den Ticketsäulen in der Bus oder der Straßenbahn kurz vorzuhalten. In Tartu, wo die Karte aus Tallinn natürlich nicht gültig war, genügte ein Vorhalten der Kreditkarte, easy.

Kulturhauptstadt Tartu

Tartu, die zweitgrößte Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern ist überschaubar, das meiste Leben findet im Zentrum der Altstadt statt. Nichtsdestotrotz hat es eine hohe kulturelle Bedeutung mit der ältesten Universität Estlands und dem estnischen Nationalmuseum (siehe Foto). Die Form und Lage des Museums sind nicht zufällig gewählt. Es befindet sich auf der Startbahn eines ehemaligen russischen Militärflughafens, wo früher Atomsprengköpfe gelagert wurden und markiert somit eindrucksvoll den erfolgreichen Neustart Estlands.

Deshalb wird Tartu auch nicht umsonst Kulturhauptstadt Europas 2024. Ein Besuch, auch über den Stadtkern hinaus, lohnt sich auf jeden Fall.

Empfehlenswert ist etwas außerhalb des Zentrums die Bar Barlova mit einer schönen Geschichte für europäische Verständigung.

Holzhäuser und Architektur in Tallinn

In Estland findet man zahlreiche Holzhäuser. Besonders lohnend ist ein Besuch durch die Straßen Kalamajas, einem ehemaligen Fischerdorf (maja = Haus, kala = Fisch). Aber auch in anderen Stadtteilen findet man viele interessante Gebäude.

Lender-Haus

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden symmetrische, zweigeschossige Holzhäuser gebaut, benannt nach dem Ingenieur und späterem Bürgermeister Lender.

Tallinner Haus

Nach 1920 bis zum 2. Weltkrieg waren zwei- bis dreigeschossige Holzhäuser mit zentralem Treppenhaus die vorwiegenden Bauten (Tallinn Haus).

Moderne Holzarchitektur

Natürlich sind nicht alle dieser ursprünglichen Häuser in gutem Zustand. Erfreulicherweise sind aber viele mittlerweile renoviert und energetisch auf neuen Stand gebracht. Neben Mehrfachverglasung sind häufig doppelte Fenster zu finden, um die Wärmeverluste zu verringern.

Darüber hinaus sieht man viele Beispiele moderner Architektur, die in der Umgebung der alten Holzhäuser viel Holz als Gestaltungsmerkmal einsetzen, häufig in Form einer Außenhülle, als Absturzsicherung oder im nahtlosen Übergang zu Zäunen oder Nebengebäuden.

Ebenfalls sind häufig neue neben alten Holzhäusern zu finden und bieten so ein abwechslungsreiches Bild. Herausragend ist dabei die Straße Vana-Kalamaja, die mit einer Fahrradstraße und Gehwegen auf identischer Höhe zum Flanieren einlädt (siehe Foto).

Estnische Holzhaushersteller

Aber neben individuellen, architektonischen Lösungen ist Estland mit mehr als 50% Waldfläche auch einer der größten Exporteure für modulare Holzhauser und vorgefertigte Fassadenelemente, nicht nur zu finden in Tallinn sondern u.a. auch in Berlin.

Update und neue Eindrücke aus Estland
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